18.2.08 23:41 1 Kommentar(e)
Entschuldigung, ich habe mich verduzt.
Kennen Sie das: Sie werden von einem Wildfremden gleich im ersten Satz geduzt – wahrscheinlich, um eine gewisse Nähe zu erlangen, eine (oftmals jedoch sehr nötige) Distanz zu verringern? Aus Geschäft mach privat? Wir sind doch alle Freunde?
Ich empfinde dies zumeist als aufdringlich, störend und ein Exempel für eine wachsende Respektlosigkeit im alltäglichen Miteinander. Keineswegs wünsche ich mir die Umgangssteifigkeit vergangener Zeiten zurück – habe jedoch nicht selten das Bedürfnis nach einem gesunden Abstand zu Menschen und Sachverhalten, allein schon für so eher gegebene Beobachtungsschärfe.
Den Überraschungseffekt von Guertlers Neuwort finde ich erwähnens- und erhaltenswert. Er lässt sich schön in diesen Kontext münzen. Verdutzt möge man dem Verduztwerden begegnen und alsbald höflich rügend die zwischenmenschliche Ebene wieder zurechtrücken. Aber wie? Zwar ist es durchaus üblich, jemandem das Du anzubieten – doch hat man schon davon gehört, dass jemand um ein Sie bat? Ist ein Du denn, sobald ausgesprochen, ewiglich bindend? Wenn es dem Anstand entspricht, dass der/die Ältere dem/der Jüngeren das Du anzubieten hat – bedeutet das im Umkehrschluss, dass der/die Jüngere den/die Ältere/n um das Sie bitten muss? Oder würde dies zu Recht als lümmelesk resp. rüpelös empfunden?
Ich denke nein. Im Gegenteil: Als hehr würde ich achten, wer – nach unbedachtem Du – sich rasch entschuldigte, er habe sich verduzt.