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19.7.07    10:16     0 Kommentar(e)

Aufgrund eines Traumes

Dreiuhrvierunddreißig, ein Mensch wacht plötzlich auf. Mit einem Schlag ist er dort in der blauen Hitze der Nacht und das Vorher ist nicht mehr. Dieses Vorher war sehr groß, war unfassbar schön, tat unheimlich weh. Ein Hall schallert in seinem Hirn, ein dringliches Echo, ein nicht zu greifender Ruf aus einer anderen Welt. Subside.
Er ist zu müde, zu verstört, um sich über die Verschwommenheit dieser Empfindung zu ärgern und macht, was man in diesem Moment tun muss: Er tappt in die Küche, stößt sich dabei den kleinen Zeh am Türrahmen, trinkt ein großes Glas Wasser-aus-dem-Kühlschrank, lässt sich von dessen Licht stören und geht endlich zurück, dorthin, wo er jetzt hingehört.

Zwei Tage später. Der Mensch sitzt in der Abendsonne im Sessel, raucht, denkt. Im Hintergrund hebt Brad Mehldau zu einem neuen Stück an. Zwischen diesen vielfarbigen Strömen triumphiert ein Thema und kristallisiert sich heraus. Der Mensch erstarrt. Zum eisklaren Gesang des Klavieres formulieren sich Ton für Ton die passenden Worte in seinem Kopf: «Please – could – you – stop – the – noise – I’m – tryin’ – to – get – some – rest.» Und da hat ihn die Stimmung jener Nacht wieder. Die Unwiederbringlichkeit des Echos verfliegt, es wird reflektiert – doch die Stimme Thom Yorks ist gar nicht dessen Stimme. Sie ist viel klarer und feiner, zerbrechlicher aber doch stärker, more insisting. Ein paar ernste, große, tiefe Augen sehen ihn an. «What’s that? What’s that?»

Jetzt ist sie erkennbar. Er schüttelt den Tagtraum aus dem Kopf, greift zum Telephon. Diese Sängerin, die er vor zwei oder drei Jahren traf, deren Wirklichkeit ihn lange Zeit nicht loslassen wollte. Sie wollte ihm damals ein paar ihrer Lieder schicken, was sie scheinbar vergaß. Nach einem Telephonat schreibt er eine E-Mail an jemanden, der sie noch kennen sollte. «From a great height. From a great height. Height.»

Schon am nächsten Abend hat er Antwort. Erklärt knapp die Geschichte, fragt nach dieser ihrer Radiohead-Version. Sie schreibt zurück, sie habe das leider nie aufgenommen, schickt jedoch ein anderes mit. Seitdem läuft «Stream» in Schleife.
Sie lädt ihn ein, ihre myspace-Seite zu besuchen – er ist so frech und gibt die Einladung jetzt weiter.

Alin Coen auf Myspace.com


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